FAQ: Häufig gestellte FRAGEN und ANTWORTEN zum PRINZIP DER DREIFACHEN ENTLASTUNG ( Triple Benefit Principle)

 

1.

FRAGE: Ist das nicht unrealistisch? Wer kann denn schon so viel Rad fahren?

ANTWORT: Ich hatte die Möglichkeiten 1996, als ich den Umstieg in Angriff nahm, auch unterschätzt. Abgesehen davon: auch Bahnfahrten  sparen viel Geld und CO2 ein. Die Zeit in der Bahn kann genutzt werden. Es ist eine Sache von Kreativität, Planung und Logistik. Die Chancen und Möglichkeiten sind enorm, aber viel zu wenig bewusst. Deshalb habe ich die MOBILITY-Workshops entwickelt.

2.

FRAGE: Ist das nicht sinnlos, solange die Erdölförderung nicht gesetzlich reduziert wird?

ANTWORT: Natürlich bin ich für eine drastische schrittweise Reduzierung der Öl- und Kohleförderung durch internationale Regelungen, aber die können wir nicht so schnell erreichen. Durch die Anwendung des Prinzips der dreifachen Entlastung entwickeln wir aber in der Zwischenzeit wichtige und notwendige Alternativen.

3.

FRAGE: Kann ich nicht auch ohne Radfahren in die nachhaltige Branche sinnvoll investieren?

ANTWORT: Natürlich, aber der Effekt ist nur halb: es fehlt dann die sofortige direkte Reduzierung der Ölverbrennung. Außerdem macht eben der Mobilitätsumstieg wesentliches Kapital frei.

4.

FRAGE: Ist diese Privatisierung der Nachhaltigkeit nicht kontraproduktiv?

ANTWORT: Das ist eine gute Ausrede für alle, die ihr Gehirn nicht anstrengen und ihren Lebensstil nicht ändern wollen. Es hat sich als naiv erwiesen, zu glauben, internationale Abkommen (Kyoto, Kopenhagen, Cancún) werden die Probleme  quasi von oben lösen. Ich sehe es als unsere Pflicht, Alternativen zum destruktiven Status quo des Umgangs mit Energie und Ressourcen zu entwickeln, der jährlich Millionen Menschen ins Elend treibt und Kriege schafft. Die von der Basis entwickelten Modelle – und dazu zähle ich das Prinzip der dreifachen Entlastung – werden die Durchführung künftiger Regelungen, für die wir uns weiter einsetzen müssen, erleichtern.

NB:Was ich bei manchen Radfahrkampagnen vermisse, ist die Verbindung mit der Idee, die beim Mobilitätsumstieg entstehenden Ersparnisse nachhaltig zu investieren. Wem ein nachhaltiges Bewußtsein fehlt, der ist im Stande, sich um die Ersparnisse z.B. einen billigen Urlaubsflug zu kaufen, und er richtet damit mehr ökologischen Schaden an, als er eben durch Radfahren wettgemacht hat.

5.

FRAGE: Gibt es nicht viel zu wenig Standorte zur Erzeugung sauberer Energie aus Sonne und Wind?

ANTWORT: Das wird leider immer noch behauptet, ist aber falsch. Lesen Sie das Buch „Der Energethische Imperativ“ von Hermann Scheer. Er hat Fakten für die Möglichkeit eines Umstiegs auf 100% nachhaltig in Deutschland bis zum Jahr 2050. Und dabei schöpft er gar nicht das Potential des Prinzips der dreifachen Entlastung  voll aus.

Ergänzender Nachtrag v. 29.4. 2010: Die IHS-Studie "Energierevuolution 2050" berechnet eine mögliche Energiebedarfshalbierung um 50% und CO2-Reduzierung um 90% bis 2050.

6.

FRAGE: Nachhaltige Energie wird doch nur in begrenztem Ausmaß öffentlich gefördert, wie soll sich das wirtschaftlich ausgehen, wenn alle Autofahrer weniger fahren und dafür Solar-und Windbeteiligungen wollen?

ANTWORT: Die staatliche Gesamtförderung nachhaltiger Energie ist  immer noch verhältnismäßig gering. In Österreich beträgt diese Steuerumverteilung maximal € 50.- pro Einwohner und Jahr. Meine jährliche Investitionskapazität aus dem Prinzip der dreifachen Entlastung beträgt aber € 3000.- bis € 6000.- im Jahr. Anders gerechnet: Selbst wenn ich von meiner Windstromleistung ein Fünftel abziehe, da 2 Cent von den ca. 10 Cent Einspeistarif/kWh aus Förderung stammen, so habe ich dennoch meinen persönlichen Energiewendepunkt schon längst erreicht.

 

7.

FRAGE: Was ist das, der Persönliche Energiewendepunkt?

ANTWORT: Die Energiewende ist dann vollzogen, wenn in einem Land oder einer Gemeinde keine Energie mehr aus nicht nachhaltigen oder atomaren Quellen stammt. Wir benötigen sie ganz dringend, denn heute schon werden Millionen von Menschen durch die Folgen falscher Energienutzung ins Elend, in Krankheit und Tod getrieben. (siehe z.B. UNDP-Bericht 2007/08)

Als Individuen können wir nicht alle nötigen Prozesse und politischen Entscheidungen rasch genug erreichen, aber wir können unter Anwendung des Prinzips der dreifachen Entlastung von Jahr zu Jahr mehr nachhaltige Energie bereitstellen, nach einigen Jahren erreichen wir den Punkt, an dem wir so viel nachhaltige Energie bereitstellen, als einem Staatsbürger an Bruttoenergieverbrauch zukommet. In Österreich ist das derzeit ca. 50.000 kWh pro Bürger und Jahr. Ich habe diesen Punkt den persönlichen Energiewendepunkt genannt. Genau genommen gibt es natürlich starke Unterschiede im Energieverbrauch, aber die 50.000 kWh sind ein Richtwert. Es kann sich jeder gemäß seinem Lebensstil und mit Hilfe von CO2-Rechnern und Fußabdruckrechnern selber einschätzen. Wer sich damit befasst, wird auch beachtliche Energiesparpotentiale entdecken.

Durch die Bereitstellung nachhaltiger Energie werden viele neue Arbeitsplätze geschaffen und für die Industrie ein Anreiz, auf neue Energiequellen umzusteigen.

8.

FRAGE: Wenn die Bürger in großer Zahl Ihrem Beispiel folgen würden, würden Sie da nicht die Autoindustrie ruinieren und viele Arbeitslose schaffen?

ANTWORT: Vor 10 Jahren bin ich als Radfahrer noch von vielen belächelt worden, heute wissen informierte Menschen, dass die Autos mit Verbrennungsmotoren ein hohes Zerstörungspotential haben und verschwinden müssen, und dass Investitionen in nachhaltige Energie sogar mehr Arbeitsplätze bringen und einen positiven Effekt auf die Handelsbilanz haben.

9.

FRAGE: Wie wollen Sie denn andere Menschen dazu bringen, Ihrem Beispiel zu folgen?

ANTWORT: Früher hörte ich öfter den Kommentar: Wenn du das alleine machst, nützt das gar nichts.

Inzwischen ist aber das Problembewusstsein gestiegen, in den letzten Jahren haben sich viele Radfahrinitiativen entwickelt und kritisch denkende Menschen sind berit, Ihren Lebensstil zu verändern.

Ich glaube, dass ich da durch meine vielen Vorträge, Publikationen und Workshops auch etwas dazu beigetragen habe.

10.

FRAGE: Was ist Ihrer Meinung nach das größte Hindernis für die Energiewende?

ANTWORT: Die Denkfaulheit und das Verharren in alten Gewohnheiten in Verbindung mit irrealen Ängsten. Ich habe das Thema schon vor Jahren unter anderem in den Artikeln "Who Kicks the Habit?" und in "Kreativität gefragt" behandelt. Je länger Menschen den Entschluss hinauszögern, das Prizip der dreifachen Entlastung in Angriff zu nehmen, desto länger wird es mit der Energiewende dauern, desto größer auch der globale Schaden.

 

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