von Klaus Renoldner
Mit ihrer Unbedenklichkeitserklärung bezüglich gesundheitsschädigender Auswirkungen von Uranmunition gaben die NATO –Ärzte mit ihrem Sprecher Generalarzt Roger Van Hoof der NATO „Rückendeckung“ für die Entscheidung, entgegen dem Verlangen Deutschlands und Italiens die weitere Verwendung von Uranmunition nicht zu verbieten.
Aktueller Stand der Dinge siehe: http://www.bandepleteduranium.org
Als Arzt sehe ich mich veranlasst, ja verpflichtet, dazu nicht zu schweigen, sondern ein sofortiges Verbot der Verwendung Uran-haltiger Munition zu fordern. Ich ersuche die österreichische Ärzteschaft, sich dieser Forderung anzuschließen.
Begründung:
Die über 100.000 Golfkriegsveteranen, die an irgend einer Form des Golf-Krieg-Syndroms leiden, erkämpften sich die Aufmerksamkeit der Presse und das sukzessive Aufdecken der Tatsachen über DU(depleted uranium =abgereichertes Uran) – Exposition, mangelnde Vorbeugung, fehlende Messungen etc. durch eine starke Lobby in den USA. Nach langem Leugnen, Herunterspielen, Vertuschen und Fehlinformieren musste das Pentagon die Wahrheit sukzessive auf den Tisch legen. Wie weit DU als Krankheitsverursacher mit schuldig ist, konnte den Umständen entsprechend natürlich nicht bewiesen werden und wird vielleicht auch nie bewiesen werden können. Dennoch gibt es einige deutliche Indizien. Das alles ist Geschichte und kann ausführlich nachgelesen werden. (www.ippnw.de)
Wer keine Lobby im Senat und Repräsentantenhaus hinter sich hat, ist die betroffene Zivilbevölkerung in den Kriegsgebieten.
Die britische Atomenergie-Behörde warnte schon 1991 vor Gesundheitsproblemen in der Zivilbevölkerung durch Inhalation von DU (AEA, 1991)
Abgesehen vom Golf-Krieg-Syndrom gibt es auffallende Erkrankungsmeldungen und Todesfälle bei Soldaten aus mehreren Staaten und aus der Zivilbevölkerung, insbesondere des Irak.
Angesichts dieser Tatsache und der Tatsache, dass nach einer Latenzzeit von mehreren Jahren noch mit wesentlich mehr Erkrankungen zu rechnen ist, kann die kühne Behauptung über Unschädlichkeit nur als Zynismus gesehen werden.
Die heute von der NATO verwendeten Argumente für eine Unschädlichkeit von DU stützen sich im Wesentlichen auf den RAND – DU –Report von 1999 (an dem das Pentagon selbst mitarbeitete). Dieser Bericht greift zwar in großem Umfang auf vorangegangene Studien zu Uran und Gesundheitsschäden zurück, aber er hat einige wesentliche Fehler und Mängel, weshalb er auch von unabhängigen Experten als unvollständig und irreführend bezeichnet wird. (Military Toxic Project)
Wichtige Anmerkungen zum RAND – DU- Bericht und zum Umgang mit der Frage nach der Gesundheitsgefährdung durch DU:
Bewiesen ist weder, dass DU ursächlichen Anteil am Golfkrieg-Syndrom hat, noch das Gegenteil. Es gibt nur Indizien. Die wesentlich notwendigen Studien über Expositionsdaten und deren Korrelation mit bestimmten Krankheitssymptomen wurden noch gar nicht durchgeführt, sie werden noch Jahre dauern. Es ist fraglich , ob sie ein klares Ergebnis bringen, da viele Spuren der ersten Zeit verwischt wurden.
Insbesondere fehlen Nachweise über die Auswirkungen von DU im Zusammenwirken mit anderen toxischen Faktoren.
Die biologische Halbwertszeit von Uran 135 wurde lange Zeit als viel zu kurz angenommen, sie ist offensichtlich eine variable Größe (Dan Fahey,1999)
Das Vorhandensein von wesentlich toxischerem Plutonium und anderen Transuranen wurde in Abrede gestellt, obwohl der Beweis sowohl durch eine Bestätigung des US – Energieministeriums als auch durch eine Untersuchung einer Probe an der ETH Zürich erbracht wurde.
Die Wirkung der hochtoxischen alpha-strahlenden Aerosole auf den menschlichen Körper ist keineswegs ausreichend erforscht.
Gegen die Behauptung von Dr. Naomi Harley, DU passiere nicht die Blut-Hirnschranke spricht eine Studie von Pellmar (1999) über neurologische Effekte.
In der Studie wird von weniger als 1 mg inhaliertem Plutonium bei Soldaten ausgegangen, obwohl wissenschaftliche Berechnungen bis zu 52 mg vermuten lassen (CHPPM)
Die Uran-Wirkungen auf den Menschen betreffende Studien beweisen einerseits klar die Radiotoxizität von Uran, die Aerosol-Bildung von Uran beim Einsatz als Munition und ihre möglichen gesundheitsschädigenden Wirkungen insbesondere durch Einatmung ist keineswegs ausreichend erforscht. (Lopez-Abente et al.,1999 )
Der Nachweis hoher Urankonzentrationen bis zu 37,7 Mikrogramm/g Kreatinin (normal bis 0,05) bei DU – Fragmentträgern und der Nachweis von erhöhten Uranwerten auch bei Soldaten, die nicht Fragmentträger sind und das nach Jahren sind ernst zu nehmende weiter zu untersuchende Fakten. (Mc.Diarmid et al., 2000)
Mißbildungen im Tierversuch bei Mäusen, Studien über Gentoxizität und ein mutagener Effekt bei Ratten sind schwerwiegende Indizien (Domingo,1993 :707 ; ATDSR,1999 :206f, Miller 1998)
Dr. Klaus Renoldner, Präsident der österreichischen Sektion der IPPNW (International Physicians for The Prevention of Nuclear War – Friedensnobelpreis 1985 )
e-mail: reno@wvnet.at
Literatur:
AEA,1991: Kuwait – Depleted Uranium Contamination. UK Atomic Energy Autority. April 30,1991
ATDSR,1999: Toxical Profile for Uranium, Update. U.S. Dep.for Health and Human Service, Agency for Toxic Substances and Disease Registry,1999
Dan Fahey (Referat auf einer Fachtagung des NGO Commitee on Disarmament, New York, 26.10.1999)
Domingo, José L., 1993: “Uranium Reproductive Effects” in Hnadbook of Hazardous Materials. Academic Press, 1993, 705 - 711
Lopez-Abente et al.,1999: „Leukemia,Lymphomas ans Myeloma Mortality in the vicinity of nuclear power plants and nuclear fuel facilities in Spain“ in Cancer Epidemiology, Biomarkers Prev., Oct.1999, 8, 925 – 934
Mc.Diamond et al., 2000: „Health Effects of D.U. on exposed Gulf War Veterans“ in Environmental Research, Feb.2000, 82 (2), 168 – 180
Miller,A.C. et al.1998 : “Transformation of Human Osteoblast Cells to the Tumorigenic Phenotype by Depleted Uranium – Uranyl Chloride” in Environmental Health Perspectives, Aug.1998, 465 –471
Pellmar,T.C. et al.1999 : “Electrophysiological Changes in Hippocampal Slices Isolated from Rats Embedded wizh D.U. Fragments” in Neurotoxicology Oct 1999.20 (5), 785 – 792
Xia, H. et al. 1998 : Spatiotemporal Models with Errors in Covariates : Mapping Ohio Lung Cancer Mortality in Statistic Medicine 17, 2025 - 2043
For more information see: www.bandepleteduranium.org